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Wir freuen uns auf Ihren Beitrag. Senden Sie diesen bitte an “carola@musicosophia.de”.
Er wird dann an dieser Stelle veröffentlicht.

 
Dem Neujahrsseminar 18/19 nachgelauscht und nachgespürt: W. A. Mozart: Symphonie Nr. 41
Ein Impuls von Hannelore Hobbiebrunken
4. 2. 2019

Da war ein Funke übergesprungen in mir beim Neujahrsseminar in St. Peter/Maria Lindenberg! Nach Frankfurt zurückgekehrt lebte die erarbeitete Symphonie vom vergangenen Jahresübergang noch derart in mir, und sie war in Teilen so nachhaltig und klar verständlich bei mir angekommen, dass ich meinem Hörkreis etwas davon abzugeben gedachte: Wenigstens die Exposition des ersten Satzes.

Gedacht – getan; wenngleich mit etwas fragender Haltung meinerseits: Wie würden meine Teilnehmer/innen die ungewohnt lebhafte Demonstration mit meinen Armen und Händen als Gebärde aufnehmen, da ich doch bisher stets das ruhige Fließen der Melorhythmie betont hatte? Es ging alles besser als gedacht. Selbst die drei neu Hinzugekommenen konnten auf mein Befragen hin meinen Ausführungen von melodischen Linien einerseits und den ausdrucksvollen Gesten andererseits folgen, mit ihren Augen – und das genügte; meine Befürchtungen hinsichtlich Unverständnis waren ganz unbegründet.
Ich schreibe dieses als Mutmachende für all diejenigen, die vor einer Entscheidung stehen, Musicosophia in irgendeinen Bereich weiter zu tragen. Ich erlebe eine Zuhörerschaft voller Dankbarkeit und freue mich selbst am meisten darüber, verstanden zu werden; sowohl bei einfachen Werken als auch bei komplizierteren: Es ist möglich; die Hörerschaft lässt sich mitnehmen: Auf denn!

(Wer in Austausch darüber mit Hannelore Hobbiebrunken treten nmöchte – Anruf willkommen: 069/530936037)

 
Wo kommt der Tod in Mozarts Requiem vor?
8. 12. 2018

In einem Requiem kann man erwarten, dass auch vom Tod die Rede. Aber wo?
Hört Euch das Benediktus an. Dort gibt es am Ende des ersten Teiles 3 x 4 Stöße der Bläser, zweimal kräftig, beim dritten Mal zarter und verklärt. Dasselbe wiederholt sich ganz am Ende, bevor der Chor mit dem Hosianna einsetzt.
Hier hat man den Eindruck, dass der Tod laut und vernehmlich an die Tür klopft.
Wenn diese Deutung richtig ist, hat Mozart mit feinem Humor eine Botschaft untergebracht: Der Text „Benedictus qui venit in nomine Domini“ („Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herren“) bezieht sich nach der kirchlichen Tradition auf Jesus Christus. Mozart ist offenbar bereit, ebenso freudig den Tod zu begrüßen, wissend, dass er ihn in eine bessere Welt führen wird.

Wolfgang von Reinersdorff

 
Hugo Jäggis Erfahrungen mit Carolas Hörbeilage.
3. 9. 2018

Liebe Carola!
Da ich meine Arbeitsgruppe beendet habe, nahm ich mir vor, vermehrt für mich Musik zu hören. Aber eben musicosophisch. Und da ich die Musikbeilagen + die Hörservice-Blätter gesammelt habe, begann ich eines nach dem andern zu bearbeiten. Und das ist eine riesengrosse Hilfe. Der Einstieg in ein Geschehen mit Hilfe dieser Hinweise, Bögen, Melodieformen und erst die Anregungen zur Melorythmie !! Die Vorgaben dienen wie eine Einladung, Motivation. Einiges (v.a. die Bögen) sind wenig interpretierbar. Aber der Rest sagt mir: so hast Du’s gehört. Und wie höre ich es? Das lädt wirklich ein zum Auffinden des eigenen Gehörten. Und diese Entdeckungen sind nicht nur zum musikalischen Verständnis hilfreich. Wie ich schon oft erwähnte: wie die Arbeit an den Wochenenden ist auch diese Arbeit wirksam in fast alle Lebensbereiche hinein, ist eben – ich sage dem so – therapeutische Arbeit an sich.

Und für diese Chance, für diesen Aufwand möchte ich einmal Dir Carola ganz herzlich DANKE sagen. Bei jeder Melorythmie die ich vorerst gemäss Deinem Vorschlag nachvollziehe, sehe ich Dich die Bewegungen machen, nicht nur mit den Armen! Und dann zeige ich mir wie ich es erfahre und dann habe ich das Gefühl, wir haben was zusammen gemacht.

Mit ganz herzlichem Gruss

Hugo

 
Persönliche Gedanken zum 2. Satz von Bruckners 4. Symphonie von Wolfgang von Reinersdorff.
14. 8. 2017

 
Für mich ist der Schlüssel zum Verständnis die 6 Töne (zum Beispiel in C-Dur: g-g-e-d-e-c), die einem schon beim ersten Hören vor allem in Erinnerung bleiben. Für mich ist das im Grunde ein eigenes Thema (ein Leitmotiv, ein Ideal, ein Ziel, zu dem die Seele hinstrebt), das am Ende der Exposition nach dem B- Thema eine eigene Darstellung erhält (natürlich ist mir klar, dass diese 6 Töne musiktechnisch Teil des Themas A sind).

Ich empfinde die ganze Geschichte des Satzes als eine Annäherung des ersten Teiles des A- Themas (des Menschen, der Seele) an dieses Ideal. Sie kommt ihm Schritt für Schritt näher, vor allem am Anfang der Reprise (bevor das B-Thema wiedererscheint). Am Ende der Reprise gibt es dann einen gewaltigen Aufschwung, bei dem die Seele die Höhe des Ideals erreicht und sich mit ihm vereinigt.

In der Durchführung ist die Seele (der Anfang des A-Themas) etwas übermütig und bewegt sich nur horizontal, nicht aufwärts. Vielleicht kommt es deswegen zu dem Fall in das Loch, wie Du es genannt hast, vor Beginn der Reprise (der falsche Weg).

Das B-Thema sehe ich eher als Gegensatz zum A-Thema (wie in der Zauberflöte Papageno und Papagena als Gegensatz zu Tamino und Pamina erscheinen): Dieses Thema bewegt sich eher horizontal, strebt nicht wirklich aufwärts, und bekommt deshalb keine Berührung mit Oben.

Das Ideal ist vielleicht deswegen musiktechnisch ein Teil des A-Themas, um zum Ausdruck zu bringen, dass es nicht von der Seele getrennt ist und nicht von oben oder von außen kommt wie der Ruf im 1. Satz, sondern in der Seele selbst angelegt ist („Werde, der Du bist“, „Gottes Ebenbild“ in uns).

Ich freue mich schon sehr darauf, Ende Oktober die beiden übrigen Sätze zu studieren, und bin auf die Gesamtschau gespannt!
 
Wolfgang von Reinersdorff

 

Peter Kien weist auf einen Bericht über Philip Glass hin.
1. 2. 2017

 
 
 
 

 
 
von Hannelore Hobbiebrunken, 27. 10. 2016

“Durchbruch”

Im Meditations-Seminar „Der Seele der Musik begegnen“ vom 14.-16. Okt. in St. Peter hörten wir Teilnehmer das LARGO aus A. Dvorák’s 9. Symphonie („Aus der neuen Welt“).
In dieser Musik, so Hubert Pausinger, geht es um einen DURCHBRUCH; und – jeder Durchbruch muss von einem selbst gemacht werden.
Das ließ eine Erinnerung in mir erwachen, die ca. zwei Jahre zurückliegt:
Damals ging ich in unserem Pflegeheim zu einer Frau, deren Abschied von dieser Welt absehbar war. Mit Frau K. hatte ich in der Vergangenheit viel gesungen, und so beschloss ich spontan, zu ihr zu gehen und ihr ein Lied zu singen.
Als ich ihr Zimmer betrat und ich sie dort in ihrem Bett liegen sah war im selben Moment meine Absicht zu singen verflogen. Die Stimmung im Raum gebot ein anderes. Frau K. hatte ihre Augen geschlossen, und ich stand in stiller Betrachtung an ihrem Bett. Nach einer Zeit des Versunkenseins wurde ich gewahr, dass in mir schon seit einer geraumen Weile eine Musik am Klingen war. Ich lauschte in mich hinein und erkannte: Es war der Beginn des LARGOS aus der 9. Symphonie von A. Dvorák. Ich fragte mich danach noch so manches Mal, warum gerade diese Melodie zu diesem Zeitpunkt in mir aufgestiegen war. Möglicherweise wegen der Seelenqualität des DURCHBRUCHS, welche in dieser Musik vorherrschend ist? Frau K. stand nahe an ihrem Schwellenübergang. Ich konnte sie ein Stück begleiten, den letzten Schritt, den DURCHBRUCH, musste sie selber tun.
Das kürzlich erlebte Seminar ließ mich noch einmal mehr diese Begebenheit mit Frau K. erlauschen und rief die Erinnerung an sie wach, an sie und an das Klingen der Musik in mir.

Es grüßt herzlich, Hannelore Hobbiebrunken

 
Bruckbauer

DIE MUSIK ALS BEGLEITERIN

Ein Bericht unserer langjährigen Freundin Angelika Bruckbauer

„Wir wandeln durch des Tones Macht
froh durch des Todes düstre Nacht“
W.A. Mozart, E. Schikaneder
 
 
Als ich Mitte Oktober 2015 die Diagnose Krebs erhielt, wusste ich nicht, ob ich lieber sterben oder die Strapazen der Genesung auf mich nehmen sollte.
Aber es waren die Freunde, die mir spontan und mit viel Energie jede mögliche Hilfe angeboten haben, und so war der Weg klar.

Und – es war da die Musik – in mir.

Als mir die Krankenschwester vor der ersten Strahlentherapie sagte: „ . . . machen’s die Augen zu und denken’s an was Schönes . . .“ ertönte in mir das Finale der Zauberflöte: „Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht . . .“ Und so wandelte ich durch des Tones Macht froh durch die Strahlen- und Chemotherapien, die nun meine Prüfungen werden sollten.

Die Ärzte konnten oder wollten auf solch‘ ungewöhnliches Feedback nicht eingehen, aber gar mancher Blickkontakt und Handschlag ließen mich spüren, dass da etwas angekommen war.

Für die Operation, Februar 2016, vertiefte ich das „Urlicht“ aus Gustav Mahlers „Auferstehungssymphonie“. Es ist als Zeichen innerer Verbundenheit zu verstehen, dass meine Musicosophia-Freunde in St. Peter das „Urlicht“ als Übergang beim Jahreswechsel 2015/16 gewählt hatten. In den folgenden Wochen ergötzte ich mich am Schlusssatz.

Unerwartet musste ich ein zweites Mal operiert werden, und nun ertönte die „Alt-Rhapsodie“ von Johannes Brahms in mir und begleitete mich auf diesem Weg. Immer mehr ergriff mich der Moment der großen Öffnung „Ist auf deinem Psalter, Vater der Liebe, ein Ton seinem Ohre vernehmlich, so erquicke sein Herz“.

In der Zeit der Rekonvaleszenz bis heute begleitet mich das Gesamtkunstwerk „Weihnachtsoratorium/Matthäuspassion“ von J. S. Bach, in tiefer Erkenntnis und Annahme, dass es keine Geburt ohne Leid und Tod gibt.

Mein Zielpunkt war die Teilnahme am Internationalen Kongress in St. Peter, August 2016. Gearbeitet wurde die zweite Symphonie von Johannes Brahms. Ich habe dieses Ziel erreicht, zumal mich der Chefarzt der Reha-Klinik einen Tag früher entließ, mit den Worten: „Das ist für Sie die wahre Reha.“

In Demut verneige ich mich vor der großen Musik.

Angelika Bruckbauer

 
von Peter Kien, 07. 09. 2016

Zum Thema „Sprache und Musik“

Ich freue mich über unseren Gedankenaustausch zum Thema „Sprache und Musik“! Vielleicht habt ihr selbst schon Daniel Barenboims YouTube-Kanal entdeckt. Beispiel1 Dort erklärt er wichtige Elemente der Musik und er bezieht auch zu relevanten gesellschaftspolitischen Themen Position. So habe ich besonders sein Bemühen interessant gefunden, wie er auf sehr verständliche Weise den Unterschied zwischen Sprache und Musik erklärt, also den Unterschied zwischen einem Gespräch mit Menschen und der Konversation in der Musik. Beispiel2 Barenboim bringt wöchentlich neue Beiträge. Lassen wir uns von seinen Sichtweisen überraschen!

 
von Hannelore Hobbiebrunken, 5. 7. 2016

Mozart hat sich erneut gemeldet

Zwei Tage vor unserem „Mozart-Seminar“ in St. Peter vom 24.-26. 6. 16 hat sich Mozart wieder bei mir gemeldet:
Ich hatte an diesem Mittwochnachmittag zwei große Enttäuschungen erlitten. Sie hatten mich sehr in meinem Inneren getroffen, und am Abend lenkte ich mich ab mit Fernsehgucken. –
Aber dann kam die Nacht, und mit ihr Gedanken an diesen traurigen Nachmittag. Doch das währte nicht lange, denn aus sprichwörtlich „heiterem Himmel“ stieg eine Melodie in mir auf, die sich anfühlte wie eine Umarmung. Ich wusste sofort: Es war Mozart. Aber ich wusste diese Musik nicht beim Namen zu nennen und wann ich sie gehört hatte. Weder bei Musicosophia noch bei mir zu Hause hatte ich sie je erarbeitet. Nach intensivem Besinnen und Suchen erschloss sich mir der Name. Ich fand die entsprechende CD-Aufnahme bei mir im Regal: Das Adagio des Violinkonzerts Nr. 3 in G-Dur.
Ich hörte es mir an – mitten in der Nacht – und konnte danach gut einschlafen – wie getröstet – und wachte mit dieser Musik am darauf folgenden Morgen auf.

Danke, Mozart! Und: Danke! Musik!
 
Zu hören ist das Adagio hier auf YouTube

 
von Gertraud Pausinger, 17. 6. 2016

Meine Begegnung mit dem Präludium aus der Cellosuite No.1 von J. S. Bach

jacqueline-du-pre-rachel-asherovitzDiese Auseinandersetzung mit dem Präludium aus der Cellosuite No.1 von J. S. Bach ist nun schon einige Jahre her. Ich musste mich in diese Erfahrung wieder ganz neu hineinbegeben. Ich habe die Minutenabschnitte eingezeichnet, damit man diesem Bericht anhand der Musik besser folgen kann. Die Zeitangaben beziehen sich auf den folgenden Link von YouTube.
 
weiter lesen
 

 
von Hannelore Hobbiebrunken, 13. 6. 2016

Zum „Mozart-Effekt“

Ich stand einmal allein vor der Maßnahme, meine Wohnung zu streichen, und gebärdete mich beim Einkauf der Streichutensilien in einer Art, die man zurecht als unbeholfen bezeichnen kann: Dreimal musste ich den langen Fußweg zum Malergeschäft antreten, jedes Mal hatte ich etwas Unpassendes gekauft. Als ich zum dritten Mal am gleichen Vormittag den Laden betrat und um Hilfe bezüglich des Farbrollen-Sieb-Systems bat, wünschte mir der Verkäufer nach umfassender Erklärung etwas mitleidig einen schönen Tag. Ich verließ das Geschäft – deprimierende Gedanken über meine Unfähigkeit und mein Auf-mich-Gestelltsein wollten in mir aufkommen, doch da – wie durch Zauber – erklang das Menuett aus Mozarts sechster Symphonie aus dem Moment heraus in meinem Inneren. Jede Trübsal in mir war verflogen, und Mozarts Heiterkeit begleitete mich den ganzen langen Fußweg über bis hin zu mir nach Hause.

Ein weiteres Erlebnis hatte ich einige Zeit später. Diesmal stand nicht Mozart, sondern G. F. Händel Pate: Ich war eingeladen zu einer Trauerfeier mit anschließender Trauertafel in einem Raum bei mir im Altenheim, in dem ich wohne. Als sich das Beisammensein dem Ende näherte bot ich mich an, das Geschirr abzuräumen und zur Großküche zu bringen. Beim diesbezüglichen Telefonat mit der Küche wurde ich unverständlicherweise harsch angefahren, Ungeduld schlug mir entgegen. Etwas benommen schickte ich mich an, das Kaffeegeschirr abzuräumen, da hörte ich wie eine Stimme an mein Ohr: „Ärgere dich nicht, schon gar nicht in diesem Moment!“ Halblaut antwortete ich vor mich hin: „Nein, ich ärgere mich jetzt nicht. Ich tue das jetzt alles für die verstorbene Frau P.“ Und wie ich die erste Tasse zum Abräumen in die Hand nahm ertönte wie beruhigend das Menuett aus Händels Oper „Berenice“ in mir. Die ganze Zeit über, auch beim Abstellen des Küchenwagens vor die Großküche. Es war kein Hauch von Unmut in mir spürbar, es erklang nur die besänftigende Musik, und meine bis dahin feierliche Stimmung blieb ungebrochen.

Ein „Mozart-Effekt“?
Ein „Händel-Effekt“?
Ein „Musik-Effekt“?

Im Vertrauen auf die wohltuende Wirkung der Musik im geeigneten Moment grüßt euch herzlich Hannelore Hobbiebrunken
 

 
von Peter Kien, 23. 5. 2016

Über ein Interview mit Igor Levit

Ich bin in der Zeit (21. Ausgabe 2016) auf ein Interview mit dem Pianisten Igor Levit gestoßen.
Das Interview auf ZEIT.DE
Ich habe den Artikel von der ersten bis zur letzten Zeile mit großem Interesse gelesen.
Zwei Stellen finde ich besonders bemerkenswert und möchte sie hervorheben.
„Zeit(16): Doofe Frage: Aber was denken Sie, während Sie Beethoven spielen?“
„Levit (17): Was passiert in meinem Kopf, wenn ich spiele? Ich sehe immer Menschen. Immer. Und immer andere Menschen. Ob ich sie kenne, weniger oder mehr mag oder liebe. Ich bin menschenfixiert.“
Am Ende des Interviews: „Zeit (30): Haben Beethoven-Klaviersonaten die Probleme heutiger Menschen?“ „Levit: Darf ich kurz nachdenken? Ich möchte es anders formulieren: Stellt Beethoven Fragen, die sich Menschen heute stellen? Ja. … Er hat Menschliches in Musik übersetzt. Und ob wir ihn aufführen oder ihm zuhören. Wir interpretieren. Das Miteinander ist das Konzert.“
Mich bewegen diese Aussagen sehr, weil für mich hier zum Ausdruck kommt, dass sich Musik (besser: das Ereignis des Musizierens) in „Zwischenräumen“ und „Zwischenzeiten“, naturgemäß im „Zwischenmenschlichen“ abspielt. Bei der isolierten Betrachtung des Komponisten, Interpreten und den Qualitäten des Hörers (des Zuhörens) bleiben wir mit unserem Verständnis stecken.
Über dieses Miteinander beim Musizieren (verwirklicht in dem Zwischenraum des Dreieckes „Komponist – Interpret – Hörer“) und der dabei durchschrittenen Wege ist es schwer zu sprechen, weil es dafür keine Sprache gibt.
So habe ich es besonders spannend gefunden, in einer Mai-Ausgabe des Standards eine kurze Notiz zu lesen, nämlich dass Paulo des Assis, Pianist und Musikologe, im Rahmen eines Projektes ein neues Vokabular für das Sprechen über Musizieren auslotet, welches eben dieses Miteinander und die Prozesshaftigkeit zum Ausdruck bringt.
Neugierig geworden, bin ich nun bei meinen Recherchen stecken geblieben, weil die Bücher dazu wohl für einen Nicht-Musikologen unlesbar sind. Trotzdem wäre es schön, wenn es dazu allgemein verständliche Darstellungen der Ergebnisse gäbe.
Was geht euch beim Lesen des Zeit-Artikels durch den Kopf? Vielleicht hat wer mehr oder bessere Informationsquellen zu dem erwähnten Projekt. Freue mich über einen eventuellen Gedankenaustausch.
Meine E-Mail-Adresse: musicosophia.oe@A1.net

12.6.16
Manfred Lellek

Lieber Peter!
Ein paar Anmerkungen zu deinem Text.

Hier ist von Beethoven die Rede, es geht schließlich um seine 32 Klaviersonaten, und ich bewundere den fragenden Journalisten für seine offensichtliche Vertrautheit mit dieser Musik. Doch haben auch andere Komponisten „Menschliches in Musik übersetzt“ und „Fragen gestellt, die Menschen sich heute stellen“. Igor Levit könnte diese Frage also getrost weiter fassen und müsste sie nicht auf Beethoven beschränken. Die große Musik spricht von uns, sie betrifft uns, sie macht uns betroffen. Es ist genau dies der Grund dafür, dass wir der jahrhunderte alten Musik auch heute noch lauschen.

Reden über Musik ist immer schwierig, denn unsere Wortsprache kann nur ein suchendes Stammeln sein, wenn sie das Geheimnis der Musik beschreiben will. Wir können uns diesem Geheimnis mit Worten lediglich annähern. Aber Musicosophia schenkt uns ein mächtiges Werkzeug. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir in der Melorhythmie die „Sprache“ haben, nach der in der wissenschaftlichen Welt offenbar noch geforscht wird. Ich vermute, dass Paulo des Assis nichts Vergleichbares und Mächtigeres finden wird. Vielleicht könnten wir seine Suche abkürzen.

Die Macht der Töne über das Wort ist groß. Sie zeigt sich mir immer dann, wenn ich eine Musik in der Tiefe erlebe, und sie mich im besten Sinne spachlos macht. Worte haben dann offenbar keinen Sinn mehr.

Mit herzlichem Gruß
Manfred

5. 7. 16
HeideMargrit
Zu dem Beitrag von Peter im Forum und der Anmerkung Manfreds dazu,
möchte ich gerne noch an ein mythologisches Bild erinnern.

Die nordischen Mythen beschreiben die Gabe der Sprache durch einen ihrer Götter.
Er opfert das ” Augenlicht der Stirn”, hängt mit dem Kopf nach unten im (Lebens)Baum, um in der Tiefe der Wurzeln im hallenden Schacht des Urbrunnens die Sprache für die Menschen vom Uralten zu erbitten. Er gewinnt sie durch besagtes Opfer, als ahnendes Echo aus dem schöpfenden Singen und summenden Murmeln des Uralten.

Die Sprache kostet uns also die innere Sichtigkeit. Ihr Erlangen gelingt entgegen unserer Aufrichtung, gleichzeitig ist sie nur ein ahnendes Echo, nicht aber der Schöpfergesang selbst. Ein mächtiges Bild, selbsterklärend. Der Sprache ist nicht möglich, das zu beschreiben, wovon sie nur ein Aspekt ist. Stille – Lauschen – Musik – Stille – uralte Quelle. Ende der 50iger Jahre des 19.Jhs. wurden diese Bilder noch singend weitergegeben, nicht geschrieben, nicht gesprochen.

29. 8. 16
Hannelore
Hobbiebrunken
Hannelore Hobbiebrunken bezieht sich mit folgendem Schreiben auf Manfred Lelleks und HeideMargrit Fischers Anmerkungen zum WORT:

Heute schaute ich eine Sendung im TV: „Celibidache probt Anton Bruckner.“ In der TV-Aufnahme kommt der rumänische Dirigent Celibidache zu Wort. U.a. sagte er: „Die MUSIK existiert außerhalb unseres Denkens. Man kann sie nicht ‚interpretieren‘, aber man kann sie erleben.“ (Hervorhebung von H.H.)
Hinsichtlich des Probens der Musik sagte er: „Ebenso verhält es ich mit der Wahrheit. Man kann es nicht sagen – aber erleben.“ Man müsse sich beim Proben um die Wahrheitsfindung bemühen.

Momentan arbeite ich mit meiner Arbeitsgruppe an „Solveigs Lied“ aus der Suite Peer Gynt von Edvard Grieg. Indem ich beim Hören dieser Musik meine Arme und Hände intensiv meiner inneren Beobachtung anpasste, gerieten meine Bewegungen im zweiten Abschnitt dieses Werkes in eine Art „Pendeln“ oder „Schaukeln“. Die MELORHYTHMIE hatte mich dazu geführt, schon zu Beginn des Musikstückes hatte sie mich in diese „schaukelnde“ Bewegung mit meinen Händen gebracht.

Erst später las ich über das DRAMA Peer Gynt von Henrik Ibsen. Gegen Ende seiner abenteuerlichen Reise begegnet Peer Gynt seiner Jugendliebe Solveig wieder, und sie singt ihm ein „Wiegenlied“.

Man nenne es Pendelschlag, Schaukel oder Wiegenlied: Mit ihr, der MELORHYTHMIE, haben wir Musicosophen eine „Handhabe“ auf unserer Suche nach Sinn, Wahrheit und MUSIK – ohne Worte!

Mit guten Grüßen,
Hannelore Hobbiebrunken

 
Valerie Kennel weist auf einen Artikel in der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung hin, 20. 5. 2016

Das Gute singt

 
von HeideMargrit Fischer, 20. 5. 2016

Über voreingenommenes Hören

Bei unserem letzten Musikabend habe ich ganz kurze Musikbeispiele zum Einhören
gegeben (Mitte 19.Jh.). Einen Teil davon habe ich kommentiert, einen anderen Teil hörten wir unkommentiert. Es ging mir um unbeeinflusstes, unvoreingenommenes Hören. Eigentlich wollte ich nur einen Versuch für mich machen. Aber meine Gäste waren sehr aufmerksam und thematisierten, wie unsere Vorstellungen das reine Wahrnehmen verführen können.
Wir hörten uns z.B. Alexander Borodins Steppenskizze an. Diese Musik konnte von einer Teilnehmerin überhaupt nicht akzeptiert werden. Sie erlebte die Musik als pure Zumutung. Erst als ich Borodins Idee zu dieser “musikalischen Dichtung” erzählte, konnte sie sich für die Musik öffnen: “Wenn ich das gleich gewusst hätte…”.
Im umgekehrten Fall erzählte ich aus Schuberts Biographie, vor allem von seiner Erkrankung, an der er auch, jung noch, verstorben ist. Ich frug nach dem seelischen Eindruck, welche die 2 “Moments musicaux” hinterlassen hatten. Alle Teilnehmer waren sich im einen Fall einig, dass sich Schicksalsergebenheit ausspreche und beim 2.Stück Auflehnung gegen dasselbe. Es konnten auch beim weiteren Hören keine Antworten zur Struktur gegeben werden. Erst als ich ausdrücklich darum bat, nur der Musik zu folgen und entsprechende Anregungen fürs Hören gab, war dies möglich.
Anders war es bei Stücken aus dem “Album für die Jugend”. Da stellte ich nur die Aufgaben, (die Hubert in seinem Buch angeregt hat, nämlich auf Licht, Dynamik und Charakter zu achten), ohne den Komponisten und den Zyklus zu nennen. Diese und alle weiteren Fragen zur musikalischen Struktur konnten spontan und ohne Mühe beantwortet werden.
Der abschließende, einvernehmliche Kommentar meiner Gäste war: “Mein Gott, wie lassen wir uns von unseren Vorstellungen und Emotionen in der Wahrnehmung blockieren.” Ich hatte diese Problematik mit keinem Wort erwähnt.
Diese Art der distanzierten Selbstbeobachtung war vor 2 Jahren ganz bestimmt noch nicht so spontan möglich. Es ist eines der vielen Mosaikteilchen, das mir selbst während der Ausbildung begegnet ist.

Ich freue mich, wenn mir andere Mitglieder von ihren Erfahrungen berichten und wir in einen Austausch treten können.
Meine E-Mail-Adresse: heidemargrit@web.de

 
von Hannelore Hobbiebrunken, 4. 3. 2016

Vorstellung von Musicosophia bei einer therapeutischen Praxiskonferenz

Mein jüngstes Ereignis musicosophischer Natur war am letzten Februarwochenende 2016. Ich nahm teil an einer Praxiskonferenz der Arbeitsgemeinschaft für Elementartherapie e. V. nach Frau Dr. Erna Weerts und stellte dort die Musicosophia-Methode vor. Nach meiner Darstellung meldete sich ein anwesender Mediziner zu Wort. Bezug nehmend auf meinen Hinweis auf den CD-Player als „totes“ Gerät im Vergleich zu den lebendigen Tönen eines Leier-, Flöten- und Gegenspiels während dieser Zusammenkunft verdeutlichte uns dieser Arzt die Umwandlung der Elektrizität beim Hören hin zu lebendigen Prozessen in uns! Zudem meinte er: „Wer so Musik hört betreibt die beste Prophylaxe gegen Demenz.“
Ein erfreuliches Erlebnis für mich! Wer hätte gedacht, dass unserem intensiven Hören um der tiefen Erfahrungen willen, die wir damit machen, auch noch dieser Nebeneffekt zugeschrieben wird.

 
von Carola Zenetti, 19. 2. 2016

Bevor ich nach St. Peter zog, veranstaltete ich an meinem damaligen Wohnort immer wieder Musicosophia-Abende. Nun erinnert sich ein Hörer an jene Zeit, und ich möchte dessen Brief hier wiedergeben:

Liebe Carola!

Es gibt perlengleiche Augenblicke, die aneinandergereiht einen Erinnerungswert für den Rest des Lebens haben.
So ist es für mich mit den wenigen, doch eindrucksvollen Musicosophia-Abenden in den Jahren 2012-2013 gewesen. Manchmal war es zwar mühsam für mich, abends noch aus dem Haus zu gehen (insbesondere im Winter), doch was wir uns dann in der Gruppe erarbeitet haben, hat einen bleibenden Wert in meiner Seele auch heute noch.
Ich bin dankbar für diese Abende, die über mehr Nachhaltigkeit verfügen, als ich damals gedacht habe. Es ist doch eine Einkehr in sich selbst, eine Besinnung auf das Wesentliche. Irgendwie hilft Musicosophia mir, das Leben tiefer zu verstehen. Die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Musikstücke lässt Analogien zu den eigenen unterschiedlichen Lebenssituationen zu. Ich denke an die Erhabenheit von Haydn, an das “Erzherzog-Stück” . . . Sie sind spontan in meinem Bewusstsein wenn ich an Musicosophia denke.

Ich bin dankbar für diesen tiefgehenden Beitrag und für die Impulse, die Musicosophia in mir gesät hat.

Klaus Jürgen Becker

 
von Hugo Jäggi, 10. 1. 2016

Lieber Hubert

Also zuerst einmal finde ich Dich halt einfach einen Pädagogen durch und durch. Deine Musikbeilagen ohne Bogenbezeichnungen usw. zu geben, lädt mich einfach ein, es selbst zu tun. Und damit ist meine “Kernerfahrung” ausgedrückt: Mich motiviert sie, mich mit dem vorgeschlagenen Musikstück zu beschäftigen. Auch wenn schlussendlich meine Melodiebögen manchmal anders aussehen – aber das ist ja gerade der geniale pädagogische Schubs: Suche Deine Version. Und damit wird die Begegnung mit diesem Musikstück intensiver. Und dazu sind mir die geschenkten Musikbeilagen eine echte Hilfe.
Am angenehmsten ist es natürlich, wenn die Musik gleich mitgeliefert wird, wie mit dem “Chorale San Antoni” – einfach toll.

Ganz herzlichen Dank für diese Idee und deren Umsetzung!! Und hoffentlich motiviert es möglichst viele auch.

Bis bald mit herzlichem Gruss

Hugo Jäggi

von Irmtraut Hackl, 13.7.2015

Lieber Hubert,
ich schreibe dir heute, um dir für Ausarbeitung und den dazu gehörenden youtube-Link von Tschaikowsky´s Moderato aus dem Schwanensee-Ballett
herzlich zu danken. Damit hast du nicht nur mir sondern sicherlich vielen anderen Musicosophia-Freunden eine besondere Freude gemacht, die uns motiviert, sich mit Hilfe deiner Anregungen intensiver mit dem Stück zu befassen.
Die Strukturanalyse mit den Zeitangaben kann man wunderbar nachvollziehen, und die Melodielinien sind so schön klar gegliedert und graphisch dargestellt, dass ich gerne damit arbeite, – ganz im Gegensatz zu meinen eigenen Aufzeichnungen, die ich nach Musicosophia-Seminaren bei euch mit nach Hause gebracht habe. Sie waren oft zwischen mitgeschriebenen Texten flüchtig mit der Musik mitgezeichnet, korrrekturbedürftig und nicht sehr zur Weiterarbeit motivierend, obwohl sich mir durch die Seminare selbst oft neue Welten auf berührende, freudvolle oder interessante Weise erschlossen haben.
Auch deine Hinweise zum Analyse-Prozess geben bestimmt vielen neuen Musicosophia-Freunden Anregungen und Arbeitshilfen. Und dies alles auf einem DIN-A4 Blatt mit passendem Link!
Von der zweiten Seite mit dem Vorschlag für die Gestaltung der Melorhythmie bin ich auch sehr begeistert.
Wie ihr bei meinen Seminarbesuchen sicher festgestellt habt, sind mir die Analysen der Struktur oder die Darstellung der Melodielinien meistens nicht so schwer gefallen. Anders war es bei der Melorhythmie. Ich hatte mit meinen eigenen melorhythmischen Versuchen immer das Gefühl, dem Wesen der Musik nicht gerecht zu werden. Möglicherweise hat dies unter anderem mit meiner Biographie zu tun: Ich bin kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geboren, als in Deutschland viele Städte noch in Schutt und Asche lagen. Als ich ein kleines Mädchen war, musste meine ganze Familie jahrelang in einem Zimmer leben und deshalb immer aufpassen, dass man sich mit seinen Bewegungen beschränkt, um nicht ständig irgendwo anzustoßen. Dies hat wahrscheinlich auch Auswirkungen auf meine „Körpersprache“ gehabt, die auch heute noch eher „zurückgenommen“ ist.
Dein Vorschlag für die Gestaltung des Schwanensee-Moderatos gibt mir eine sinnvolle, musikadäquate Möglichkeit, die Melodien in mich aufzunehmen und zu vertiefen. Vielleicht kommen mir damit – nach einer gewissen Zeit der Arbeit – selbst noch andere passende Gebärden in den Sinn.
Jedenfalls möchte ich mich auf diesem Wege noch einmal ganz herzlich für den Impuls und die freudebringende Motivation bedanken und dir mitteilen, dass ich deine Arbeit, und selbstverständlich die des ganzen Musicosophia-Teams sehr wertschätze!
Weiterhin viel Freude bei eurem Einsatz für die Musik
wünscht euch
Irmtraud